Tier- und Naturfotografie draußen ist auch immer ein Kampf mit dem Gepäck. Flugreisen mit schweren Teles und Stativen umständlich und mittlerweilen auch teuer. Nahziele sind gefragt, aber Neusiedler See und Ungarn ungemein überlaufen und schon ziemlich ausgelutscht.
Nach einigen Recherchen war ein mit dem Auto machbares Ziel gefunden, Nordspanien, Costa Brava, die Stadt "Empuriabrava" in der Bucht von "Roses", mit dem 4800 ha großen Naturschutzgebiet "Aiguamolls de l’Empordà" (Sümpfe des Empordà).

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Unterkünfte und Anreise

Unterkünfte gibt es in Hülle und Füllen. Vom Campingplatz bis hin zum luxuriösen Ferienhaus an einem die ganze Stadt durchziehenden Kanälen mit eigenem Bootsliegeplatz. Also ideal um auch mit der Familie Urlaub zu machen und gleichzeitig seinem Hobby nachzugehen. Die Entfernung von München beträgt 1250 km, eine Nacht Fahrt und schon kann es losgehen. Gastronomie in Hülle und Fülle, Supermärkte sind ebenso vorhanden wie kleine Läden und Fachhändler jeder Art.    

 
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  Das Naturschutzgebiet ist über drei Eingänge erreichbar: einmal über eine Brücke, die den Fluss Mugo überquert, ausgehend im Stadtbereich von Empuriabrava. Weitere zwei Eingangsmöglichkeiten befinden sich an der Straße von Castello de Emporda nach Pescera, einmal am Informationszentrum - hier gibt es auch einen größeren Parkplatz - und etwas weiter die Straße entlang (hier geht es auch zu einem Campingplatz) der Zugang an den ehemaligen Reisspeichern, die jetzt zu Aussichtstürmen umfunktioniert wurden. Auch hier gibt es einen Parkplatz. Wenn man die Straße Richtung Campingplatz weiterfährt kann man schon vom Auto die ehemaligen Reisbecken begutachten und nach Motiven ausschau halten. Nicht übersehen sollte man die Becken rechterhand kurz vor Straßenende.

Durch das gesamte Naturschutzgebiet zieht sich ein Wanderweg, der teilweise auch mit dem Rad befahren werden darf, teils (der Hauptteil) nur Fußgängern vorbehalten ist.

Was erwartet mich fotografisch

Erkundet man von Empuriabrava das Gelände, muss man zuerst an der Kläranlage vorbei (hier ist das Fahrrad von großem Vorteil), unmittelbar anschließend befinden sich auch schon die ehemaligen Klärbecken namens Europa mit drei festen Beobachtungsständen, von denen man je nach Wasserstand und Vegetationsfortschritt mit langen Teles (500 mm aufwärts sollten es schon sein) reichlich auf seine Kosten kommt. Bekannte Arten, wie Teich- und Blässhuhn, Zwergtaucher und Stockente werden ergänzt mit für uns doch seltenere Arten wie Löffel- und Schnatterente, Seidenreiher und Stelzenläufer, verschiedene Limikolen sowie – mit Glück – auch das Purpurhuhn. Da eine Weißstorchkolonie in der Nähe ist, lassen sich hier immer wieder Exemplare nieder, die Rohrweihe ist hier Brutvogel, später im Jahr erscheinen Bienenfresser und in den angrenzenden Feldern und Brachwiesen finden sich Feld- und Haubenlerche, Girlitz und Cistensänger. Weiter geht’s anschließen auf dem ausgeschilderten Weg Richtung Infozentrum, durch ein Tor, entlang einer kleinen Schaffarm, vorbei an einem alten Gehöft. Wenn man hier genau schaut, kann man außer den obligatorischen Haussperlingen und Staren, auch ein Paar Steinkäuze sehen, das im alten Mauerwerk wohl ihrem Brutgeschäft nachgeht. Es gibt da ein paar exponierte Warten die - mit entsprechender Tarnung-, durchaus Erfolg versprechend sind. Vergessen sollte man aber nie, dass man sich in einem Schutzgebiet befindet.

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Insgesamt hatte ich aber nie den Eindruck, dass die hier tätigen Ranger sonderlich aufmerksam sind, aber komischerweise war auch immer wieder einer da, wenn mal eine außergewöhnliche Situation auch außergewöhnliches Handeln erforderlich gemacht hätte.
Weiter geht’s durch ein Brachfeld, in dem Grauammern, Braun- und Schwarzkehlchen singen und auch ein Paar Rotkopfwürger ansässig ist, wo man Smaragdeidechsen antreffen kann und etliche Kaninchenbaue vorhanden sind, bis zu einer Abzweigung, an der sich künstlich bewässerte Rieselfelder befinden, die leider nicht immer geflutet werden. Auch eine Rückfrage erbrachte keine plausible Antwort über das wann und warum.

Wegbeschreibung

Folgt man dem Weg zur Linken, gelangt man an ein einzelnes Gewässer mit Beobachtungshütte, wendet man sich zur Rechten, bewegt man sich in Richtung Infocenter. Nach ein paar hundert Metern befindet sich rechter Hand wieder ein verfallenes Haus, das wieder ein paar Steinkäuze beherbergt. Weiter geht´s, vorbei an beweideten Feuchtwiesen, bis kurz vor dem Center linker Hand eine Ansitzhütte ausgeschildert ist, von der man freie Sicht auf groß angelegte Wasserflächen mit weitem Grünland sowie Schilf- und Binsenbestände hat. Hier hat der Fotograf gute Chancen auf alle Reiher, Störche, Enten sowie gelegentlich Kormoran, Löffler und Flamingo.
Auch weiden hier freilebende Camarque-Pferde, die zur Landschaftsgestaltung (genau wie die Rinder) eingesetzt werden und es stehen die Chancen hoch, besonders in den Morgen- und Abendstunden, Damwild vor die Linse zu bekommen.
Ich möchte nochmals betonen, hier handelt es sich natürlich um ein eingegrenztes Gebiet. Dieses ist aber so groß, dass jährlich starke Veränderungen stattfinden und was im Vorjahr gut im nächsten Jahr völlig anders sein kann.

Park-Infocenter

Verlässt man die Bobachtungshütte nach links geht’s weiter zum Center. Hier erhält man man Informationen und kann sich auch kleine Vorträge ansehen. Ob der Tierfotograf hier allerdings brauchbare Infos ziehen kann, muss wohl jeder für sich entscheiden. Neben dem Gebäude befindet sich auch ein großer Parkplatz. Im und am Gebäude brüten Haussperling, Star, der Wiedehopf füttert im Dach und neben dem Fahrradständer bauen Türken- und Ringeltauben ihr bescheidenes Nest in einer Palme und der Stieglitz gleich daneben im Pappelbaum.

Aussichtshütten

Südlich vom Haus, nicht weit entfernt, steht ebenfalls eine Ansitzhütte. Die Wasserfläche ist gut zu überblicken, da man aber fast den ganzen Tag gegen die Sonne schaut, wird´s fotografisch auch entsprechend schwierig.  Vom Infocenter biegt der Weg jetzt linksseitig ab. Hier beginnt auch die fahrradfreie Zone. Natürlich kann man das mitgebrachte Rad durchschieben und einige wenige stören sich auch nicht an dem Fußgängergebot. Besonders sollte man jetzt auf die starke Konzentration der Nachtigall achten. Ebenso wie der Seidensänger ist sie alle paar Meter singend vertreten. Am ersten Abzweig wendet man sich nach links und trifft nach kurzem Spaziergang wieder auf zwei Hütten die dem Fotografen durchaus gut Motive liefern können.  Rechtsseitig entlang des Hauptweges schlängelt sich ein kleiner Bach, dahinter befinden sich Baumgruppen, Weiden und Brachflächen auf denen sich die hier kolonieartig brütende Weißstörche ihre Nahrung suchen, hier kann man Ibisse sehen, Brachvögel machen Rast und viele weitere Limikolen gehen hier, je nach Zugzeit, zur Nahrungssuche nieder. Natürlich finden sich hier auch gute Plätze, um die hier vorkommen Reiherarten, Kuh- und Rallenreiher sowie Seiden- und Purpurreiher zu beobachten. So schlängelt sich der Weg weiter durch ein abwechslungsreiches Gelände, einmal geht’s links zu einer weiteren Hütte, dann befindet sich ein kleiner gemauerter Ansitz an der so genannten Kuhwiese, und ein Pfahlansitz zur rechten führt direkt unter Storchennester bevor man kurz vor der erneuten Öffnung des Geländes nochmal eine geräumige Hütte passiert. Im übrigen sind überall Tafeln angebracht, auf denen der nicht so geübte Naturläufer das eben gesehen auch bestimmen kann.

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Man geht jetzt direkt auf ein ehemaliges Reisfeld zu, das umzäunt und teilweise geflutet, ein Paradies für alle wasserliebenden Vögel darstellt. Mit etwas Glück, gerade südlich an der Straße zum Campingplatz, rast und fressen hier Kuh-, Seiden- und auch Rallenreiher, Flamingos und auch diverse Seeschwalben (Weißbart- und Weißflügel) suchen die Wasserflächen nach Nahrung ab. Verschieden Regenpfeiffer suchen nach Nahrung und Stelzenläufer brüten gut sichtbar neben dem Weg. Auch hier befinden sich Ansitzhütten mit großem fotografischem Potential. Hier ist auch ein guter Platz um in der Dämmerung Damwild zu sehen und jetzt beginnt auch die Zeit des Mittelmeerlaubfrosches, der Abends zu tausenden ins Konzert der Amphibien einstimmt. Knoblauch- und Wechselkröte ergänzen das Konzert, wie auch endemische Lurcharten, die zu finden doch massiven Aufwandes bedürfen. Der Weg zieht sich jetzt entlang eines Weidezauns, einmal Richtung Reisspeicher (ausgebaut zum Aussichtsturm), linksseitig Richtung Meeresstrand.


Fazit: Ein tolles Urlaubsziel mit großem fotografischen Potenzial. Natürlich muss der Naturfotograf auch hier gute Motive erarbeiten, denn wie fast überall, sind wir hier nicht allein und tagsüber kann es schon mal auf den Wegen laut und betriebsam und die Hütten kurzerhand als Brotzeitstüberl genutzt werden.
Zu erwähnen ist hier unbedingt auch der kalte Fallwind aus den Pyrenäen, der teilweise sehr störend ist, und auch im April und Mai teils unangenehm Richtung Meer bläst. Kein Wunder, den landeinwärts kann man noch schneebedeckte Berge erkennen.