Wer als Naturfotograf von München mal nicht zum Gehege Nationalpark Bayerischer Wald, zum Wildpark Poing oder auch an den Isar-Oberlauf fahren will, für den ist der Federsee in Baden-Württemberg eigentlich ein Muss.

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Viele aufmerksame Fotografen haben sicher schon die Berichte in diversen Fotozeitschriften über die teilweise massenhafte Ansammlung von Bartmeisen im Herbst gelesen, doch das Gebiet gibt deutlich mehr her.

Von München geht es auf der A8 Richtung Stuttgart, bei Ulm auf die A7 und dann über B32 und B20 Richtung Biberach. Von dort ist es ein Katzensprung nach Bad Buchau, das über dem Federsee gelegene Kurstädtchen. Ca. 2,5 Stunden dauert die Reise.

Am Ort gibt es vier Stellplätze. Empfehlen möchte ich den Platz direkt am Seemuseum. Dieser befindet sich unmittelbar am Eingang zum Holzsteg, der sich mitten durch die vom örtlichen BUND gepflegten Streuwiesen sowie durch große Schilfgebiete direkt in den See hinaus schlängelt.

Das Benutzen des Steges ist kostenpflichtig. Für Stellplatzbenutzer unter Vorlage des Tickets aber entfällt der Eintritt. Im Übrigen betreibt die örtliche BUND auch ein Naturschutzzentrum nicht weit vom Stellplatz, das zu besuchen es sich immer lohnt. Kann man hier doch nützliche Informationen erhalten aber auch geführte Exkursionen buchen, sich über den See informieren und auch etwas über die Entwicklung des Gebietes erfahren. Nicht weit davon befindet sich auch das Federseemuseum, dessen Besuch sicherlich auch lohnend ist. Leider hatte es immer geschlossen, wenn wir vor Ort waren.

Am großen Parkplatz ist die hinterste Stellreihe den Wohnmobilen vorbehalten. Stehen bis um 12 Uhr Mittag kostet 10 Euro, für 50 Cent per KWh kann man an mehreren Verteilern auch Strom beziehen. . Die Stellplatzgebühr zahlt man in bar oder mit Karte am Automat, den Strom kann man nur mit 50 C Münzen bezahlen. Da muss man halt immer wieder nachwerfen. Der Untergrund ist geteert und ziemlich gerade. Für leichte Korrekturen sind aber doch Keile gefragt.

Übrigens, wenn man sich bei der Ab- oder Ausfahrt am Naturschutzhaus rechts hält kommt sofort der nächste Stellplatz, sehr zweckmäßig und sauber angelegt. Hier kann man mit modernster Anlage Grauwasser entsorgen, Frischwasser auftanken und auch die Toilette entleeren. Ein weiterer ebener Stellplatz befindet sich am Parkplatz Kurklinik. Beide Stellplätze kosten 12,50 Euro jeweils bis Mittag, dann muss man Nachlösen.

Am besten geht’s ganz früh mit Kamera auf den Steg. Ab Betreten des Steges sollte man Augen und Ohren offenhalten. Denn jetzt beginnt schon die heiße Phase. Frühmorgens ist – wie jeder Naturfotograf weiß – die Natur noch aktiv und die Besucher des Steges halten sich durchaus noch in Grenzen.

Vom ersten Schritt an kann man mit Rehen und auch dem Fuchs in den Wiesen rechnen, Graureiher und im Herbst und Winter auch Silberreiher stehen an den kleinen Gräben, die sich entlang des Steges hinziehen. En Stückchen weiter beginnt das Altschilf. Hier beginnt auch das Reich der Bartmeisen. Im zeitigen Frühjahr singt hier die Rohrammer, wenn das Schilf dann sprießt kommen diverse Rohrsänger und Schwirle dazu.

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Immer sollte der Blick auch nach oben gehen. Im Winter ist in der Nähe ein bedeutender Kornweihen-Schlafplatz, und mit Überflieger ist immer zu rechnen. Am Mitte März wird die Kornweihe dann von der Rohrweihe abgelöst. Auch kann man alle Arten von Reihern, Gänse – zumeist Grau-. – und diverse Enten im Flug ablichten. Interessant wird es dann auch auf der Plattform des Aussichtsturms. Wer sich ruhig verhält wird es hier bald mit allem zu tun haben was so am See kreucht und fleucht. Der Eisvogel ist hier regelmäßiger Gast, Reiher und Enten im Tiefflug, auch der Biber und die Bisamratte statten dem Turm regelmäßig Besuche ab. Wer aufmerksam die Gegend beobachtet kann im Winter auf den Büschen hinter dem Kanal auch schon mal den Raubwürger entdecken.

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„Übrigens kann man sich auf der NABU-Seite für einen Federsee-Newsletter anmelden, mit dem man dann regelmäßig über die aktuellen Natur-Beobachtungen informiert wird  - hier gehts auch:   Nabu-Federsee "

Wer jetzt den Steg weitergeht kommt schnell zu der – mittlerweile durch die Naturfotografen leider zu einer gewissen traurigen Berühmtheit gelangter – Bootshütte, die linkerhand des Steges liegt und mit diesem durch einen gesperrten Holzweg verbunden ist. Hier füttert der "NABU" die Bartmeisen mit Sand an um diesen das Verdauen der Samenkost zu erleichtern und dass wird von den hübschen Vögeln auch gerne angenommen, Leider führt dies immer wieder zu chaotischen Ansammlung schießwütiger und teils rücksichtsloser Fotografen.

Wer aber vor oder hinter der Massenansammlung sensationshungriger Fotografen Augen und besser Ohren aufhält wird entlang des Steges auch Abseits des Trubels Bartmeisen nahe im Schilf entdecken und zu tollen Aufnahmen kommen.

Geht man weiter hinaus Richtung des offenen Wassers gelangt man wieder heraus aus dem Schilf. Auch hier sollte man aufmerksam die Ufer beobachten, denn Reiher, Eisvogel und im Winter als Gast auch schon mal die Große Rohrdommel sorgen hier durchaus für gerngesehene Überraschungen. Und wer die Vögel vorher entdeckt, bevor er selber gesehen wird, der kommt schon mal zu tollen Aufnahmen.

Rohrammer ()_0030                                         Silberreiher ()_0071       

 

 

 

 

Nicht zu vergessen seien auch die tollen Morgenstimmungen, die der See mit seinen Bodennebeln zu bieten hat. Leider hält sich der Nebel häufig mehr als hartnäckig, dass nicht selten ganze Fototage wegen der schlechten Sicht ausfallen müssen.

Wer dann mit dem Wohnmobil dort einige Tage verbringt, dem sei das Thermalbad mit seiner Saunalandschaft ans Herzen gelegt. Ein Vergnügen für den nicht fotografierenden Partner. Auch der angrenzende Kurpark bietet Kurzweil, besonders wenn man sich mal intensiv mit seiner Attraktion, dem Biber beschäftigt. Setzten sie sich abends mit Kamera in Position und finden sie heraus, wann und wie er – oft noch bei Fotolicht – aus dem Bach durch den Kurpark zum Fressen auf die umliegenden Wiesen und Ufer steigt. Aber Vorsicht – auch hier ist mit „schießwütigen“ Fotografen zu rechnen.. Besonders wenn sie noch großspurig über das Verhalten - wenn Biber kommt - aufklären und dann vor lauter Ungeduld und Stümpertum dem Biber so auf die Pelle rücken, dass dieser erst wieder eine Zeit braucht, um den Schreck zu verarbeiten. Leider ist 2021 dort etwas vorgefallen, was die Biber lt. meinen Infos nicht überlebten.

Sowohl der sogenannte Wackelwald – dessen „wackeln“ tatsächlich spürbar ist (fotografisch aber eher uninteressant) - wie auch das Örtchen Bad Buchau bieten durchaus Kurzweile. das tolle Bad wurde schon erwähnt, die Gastronomie muss man sich selbst erforschen - weil alles auch eine Frage des Geschmackes ist.

Fazit: Für Naturfotografen – auch mit nicht fotografierender Begleitung – ein lohnendes Ziel

 

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